Owerri-Rundbrief #28

Mit unserem 28. Rundbrief geben wir nicht nur Einblick in den Stand des 2018 in Penzberg entstandenen Projekts „Nähwerkstatt in Owerri“.
Erst vor dem Hintergrund der allgemeinen Lage in Nigeria zeigt sich, was das mit so vielen großzügigen Spenden ermöglichte „Empowerment“ junger Menschen dort bedeutet.

Denn die Lage wird eher schlechter als besser: Der Rückzug der USA aus der Entwicklungshilfe im März dieses Jahres bringt medizinisch einen schweren Einbruch bezüglich Diagnose und Behandlung vor allem von Tuberkolose mit sich. Die immer schlimmer werdenden Naturkatastrophen brachten dieses Jahr schon im Mai Überschwemmungen, die im Nordwesten des Landes 200 Menschenleben forderten.
Und der Terrorismus kostete bei einem Angriff 300 km nordöstlich von Owerri im Juni 100 Menschen das Leben. Das ist der Rahmen des Projekts.

Umso wichtiger ist es, gerade jungen Leuten, die an der Situation ihres Landes schier verzweifeln möchten, eine Perspektive zu bieten.


👋 Owerri-Bericht im Sommer 2025

Father Gerald (2.v.l.) zusammen mit Anette Völker-Rasor (1.v.l.), Ulrike Sidki (2.v.r.) und Freunde und Förderer beim Besuch im Werkraum Penzberg

Auch beim diesjährigen Sommerbesuch konnte aber Father Gerald vom weiteren Ausbau des Ausbildungsinstituts an seinem Dep. of Justice, Development, Peace and Caritas (JDPC) berichten. Sieben Jahre nach Gründung und vier Jahre nach Übergang in die Selbständigkeit umfasst es inzwischen vier Ausbildungsgänge. Man kann dort jetzt auch Bäckerei/Konditorei, Veranstaltungsausstattung (was es so bei uns nicht gibt) und Digitale Kompetenz erlernen.


Seine „German Friends“, wie Gerald Njoku uns gerne nennt, haben im Laufe der Jahre mit bislang insgesamt ca. € 34.000,- geholfen, den ersten Ausbildungsgang zum Laufen zu bringen und so etwa 140 ausgebildete Näherinnen und Näher in eine selbständige Zukunft zu entlassen.

Nach diesem Masterplan werden auch in den drei weiteren Bereichen die Lehrpläne und ein Mntorensystem entwickelt. Wünschenswert wäre es jetzt, auch ein gemeinsames Büro zur Verwaltung der Auszubildenden wie zur späteren Jobvermittlung einzurichten. Hierfür wie auch für die sogenannten „start up kits“, die Ausstattung für den Beginn des Erwerbslebens, die das „Empowerment“ nach dem Lernen abschließt, bleibt das Institut aber nach wie vor auf Spenden angewiesen. Die siebte Nähklasse soll am 25. September verabschiedet werden.


🙋🏽‍♀️ Acht Absolventinnen im O-Ton

Auch in diesem Jahr wartete Father Gerald an der eng besetzten Kaffeetafel im Werkraum an der Christianstraße mit besonderen Mitbringseln auf. Er hatte bemerkt, dass uns beim letzten Treffen die mit Hilfe des Smartphones vorgestellten AbsolventInnen sehr interessiert hatten. So brachte er nun in Bild und Schrift acht Stimmen im Original-Ton mit, vorab übersetzt und an die Schultafel gepinnt.
Reihum wurden die kurzen Geschichten der jungen Leute gelesen.


🧵 Stoffe, Tradition und neue Ideen

In der Werkstatt genähte Taschen und auf dem Markt gekaufte Stoffe zur Weitergabe gegen Spende hatten wir noch im Vorrat.

Die Ausbildung lehrt, aus der bunt bedruckten Baumwolle, den sog. „Ankara“-Stoffen, die traditionelle Kleidung der Igbo zu nähen – figurbetont für die Frauen und in Kombination von weitem Hemd und Hose für die Männer.

Die christlichen Igbo im Süden stellen mit etwa 30 Mio. Menschen die drittgrößte Gruppe der 230 Mio. Menschen und 250 Ethnien Nigerias. Größte Gruppe sind die muslimischen Hausa-Fulani im Norden, gefolgt von den Yoruba im Südwesten, die zu gleichen Teilen muslimisch wie christlich sind. Aus deren Kultur hatte nun Father Gerald Webstoffe dabei, aus denen der weitgeschnittene, bodenlange traditionelle Boubou für Frauen wie Männer gefertigt wird. Die Geschichte von Vivian zeigt, dass es auch dafür Aufträge gibt.

Die Webstühle für diese sog. „Aso-oke“-Stoffe sind so klein, dass die Bahnen nur etwa 17 cm breit sind und fürs Schneidern erst einmal zusammengenäht werden müssen. Ein besonderer Effekt ergibt sich durch die Kombination verschiedener Muster. Bei uns sprang sofort die Phantasie an, was daraus hier für den nächsten Weihnachtsmarkt entstehen könnte…


Wir danken unserem Vereinsvorstand für all seine Unterstützung. Und einen großen Dank an alle, die hier in Penzberg oder bei der Messe in Krün mit Spenden für Taschen und Stoffe – oder mit Spenden einfach so – geholfen haben, dass auch in der siebten Klasse alle wieder eine mechanische Nähmaschine erhalten können.

Im Bild (Titelbild ganz oben) sehen wir an einer solchen Maryann, die vorher nichts anderes mit sich anzufangen wusste: „Aber dann habe ich große Freude gefunden am Nähen, und jetzt bin ich ganz begeistert von der Arbeit in der Modebranche.“

🙏 Mit einem herzlichen Gruß auch aus Owerri

Ihre
Ulrike Sidki und Anette Völker-Rasor


Förderverein Werkraum Penzberg e.V.
IBAN: DE 54 7039 0000 0002 5810 35
BIC: GENODEF1GAP
VR-BANK WERDENFELS EG
Stichwort: Nähmaschinen für Owerri