Owerri-Rundbrief #26

Als Father Gerald am 4. August nach Penzberg zum Besuch kam, da war unser gemeinsames Kaffeetrinken auch ein kleines Jubiläum: Vor fünf Jahren begann unser Nähwerkstatt-Projekt im Erzbistum Owerri in Imostate/Nigeria, und die Freude über dessen Erfolg ist heute groß.

🧵 Steigendes Interesse am Schneidern

Inzwischen liegt die Ausbildung im Nähen ganz in der Hand des Departments „JDPC“ (Justice, Development, Peace and Caritas), welches von Dr. Gerald Njoku geleitet wird. Eigene Nähprojekte wie das Nähen von Schuluniformen tragen das Projekt, auch wenn die Aufgabe auf Dauer mit Schwierigkeiten verbunden ist: Immer mehr junge Frauen und auch junge Männer nämlich möchten das Nähen gerne erlernen, sodass für die sehr Geschickten unter ihnen die Ausbildungszeit zugunsten einer höheren Aufnahmezahl abgekürzt wird. Damit steigt am Ende eines Ausbildungsganges auch die Zahl der benötigten Nähmaschinen; bislang konnten wir noch alle Absolventen mit einer eigenen Maschine ins weitere Erwerbsleben schicken. Ob dies aus den Spendeneinnahmen unseres Vereins auch weiterhin möglich sein wird, das muss sich von Jahr zu Jahr neu zeigen.

Besuch von Father Gerald im Werkraum Penzberg

🌍 Vorbildcharakter für die Gesellschaft

Während wir in Deutschland Kaffee tranken, saßen zeitgleich 16 Schülerinnen in Owerri über Prüfungsbögen. Sekretär Kingsley, dem wir immer aktuelle Fotos verdanken, schickte uns direkte Eindrücke von der konzentrierten Atmosphäre in der Werkstatt. Aktuell werden parallel 25 junge Leute unterrichtet, man bemüht sich um eine gleichmäßige Aufnahme aus den Gemeinden des Bistums. Die Absolventen bleiben ihrer Ausbildungsstätte eng verbunden, stellen dann teils in ihren inzwischen eigenen Werkstätten Abgänger ein und tragen so dazu bei, dass die Kirche eine effektive Maßnahme zur Stärkung von Optimismus und Schwächung von Fluchttendenzen vorweisen kann. Nicht zuletzt, so betont Father Gerald, habe das Projekt auch eine Funktion im Kern der Gesellschaft: Wenn ein Mann sähe, dass eine Frau etwas in der Hand habe, dann sporne das auch ihn an.

🌱 Neues landwirtschaftliches Projekt

Wie immer hörten wir auch von den Lebensmittelverteilungen des Bistums. Besonders zu erwähnen aber ist ein neues Agrarprojekt.

Bitterkola Setzling in Owerri, Nigeria

400 Pfarreien begannen jüngst gemeinsam mit dem Anbau von Bitterkola-Pflanzen. Die Nüsse sind vor allem als Exportgut sehr gefragt, so im medizinischen Bereich als schmerzlinderndes Mittel. Da man für Notfälle immer eine Bitterkola-Nuss bei sich hat, konnte die gesamte Kaffeerunde ein winzig kleines Stück probieren.

Father Gerlad beim Treffen im Werkraum mit Bitterkola-Nüssen zum Probieren

Mit dem Anbau der hohen schattenspendenden Bäume sorgt man zum einen für Klimaresilienz, zum anderen lässt sich damit wirksam die Armut bekämpfen. Man lässt bedürftige Menschen auf kirchlichem Land wirtschaften: Die Früchte erbringen pro Jahr bestenfalls bis zu 2 Mio. Naira, ca. € 2.400,-, was etwa dem Jahresgehalt eines Maurers entspricht.

⚠️ Weiter deprimierende politische Lage

Während solche Aktionen von bewundernswertem Optimismus zeugen, ließ Pfarrer Gerald aber keinen Zweifel daran, dass man politisch weiterhin sehr niedergeschlagen sei. Wie im letzten Rundbrief berichtet, kam es bei den Wahlen im Frühjahr zu schweren Eingriffen, Regierungstreue brausten heran, schnappten sich die Wahlurnen, vernichteten die Zettel – und die Wahlbeobachter konnten nichts tun. Die Anfechtung des Wahlergebnisses ist zwar vom Obersten Gericht inzwischen zugelassen, und weite Teile der Gesellschaft sehen den demokratisch orientierten Peter Obi von der Labour Partei als ihren Wahlsieger an. Aber gegen die politische und finanzielle Macht der Anhänger des früheren Präsidenten Muhammadu Buhari und den jetzt erklärten Nachfolger Bola Tinubu lässt sich nichts ausrichten.

🧷 Hoffnung auf weitere Nähmaschinen

Father Gerald bat uns sehr, den Abgängern der Nähwerkstatt auch künftig einen guten Start in die Zukunft zu ermöglichen, sie, wie er sagt, zu „empowern“. Wir sind sehr dankbar für zweckgebundene Spenden, die es umgekehrt uns ermöglichen, diesem Wunsch nachzukommen.

Schülerinnen der Nähwerkstatt in Owerri

Mit mehr als einem Lächeln können uns die jungen Leute nicht danken. Father Gerald schließt sich dem mit ganz großem Dank an.

🙏 Mit einem herzlichen Gruß auch von uns

Ihre
Ulrike Sidki und Anette Völker-Rasor


Förderverein Werkraum Penzberg e.V.
IBAN: DE 54 7039 0000 0002 5810 35
BIC: GENODEF1GAP
VR-BANK WERDENFELS EG
Stichwort: Nähmaschinen für Owerri